Die Geschichte der Schule

Eine neue Schule im Dorf

„Hast du Lust Schulleiterin in Bergstedt zu werden? Dort gibt es eine Elterninitiative, die eine Gesamtschule für ihre Kinder gründen will.“

Als ich das im Dezember 1994 auf einer Fortbildungsveranstaltung gefragt wurde, wusste ich nicht einmal, wo genau Bergstedt liegt. Die Walddörfer waren mir natürlich ein Begriff. „Bergstedt, ist das nicht ganz im Norden, dort wo an der großen Kreuzung noch ein riesiger Misthaufen existiert, also ein richtiges Dorf?“

Im Januar 1995 fand der erste gemeinsame Workshop mit der Elterninitiative und Vertretern des Stadtteils im Gemeindehaus der Kirche statt. Ich musste Rede und Antwort stehen, nach welchen pädagogischen Grundsätzen und Leitlinien ich eine Gesamtschule leiten würde. Das Eis wurde schnell gebrochen und viele gemeinsame Vorstellungen wurden auf Kärtchen an den Stellwänden gesammelt und für die Zukunft dokumentiert.

Nachdem wir im Februar 1995 genügend Anmeldungen für zwei fünfte Gesamtschulklassen erhalten hatten, begannen die umfangreichen Vorbereitungen der Raumklärung mit der Grundschule Bergstedt und die Suche nach wagemutigen Kolleginnen und Kollegen. Gleichzeitig lernte ich die Bergstedter Institutionen näher kennen und erfuhr viel über die Geschichte dieses besonderen Stadtteils.

Das Dorf Bergstedt

Als Runddorf angelegt, wurde Bergstedt erstmals 1248 urkundlich erwähnt. Funde aus der Altsteinzeit weisen daraufhin, dass vermutlich schon 1000 Jahre davor Menschen hier siedelten. Um 1200 entstand die Bergstedter Kirche, zu der mehr als 20 Dörfer bis hin nach Lütjensee gehörten. Der Gemeinde Bergstedt wurde später das Recht verliehen ein Wappen zu führen, das auch wir heute noch nutzen und auf die Sport-T-Shirts drucken.

1998 hatte unsere junge Schule das Glück, bei der groß angelegten 750-Jahrfeier mitzuwirken. Wir sind natürlich Mitglied im „Heimatring“, einem Verein, in dem die Bergstedter Institutionen zusammengefasst sind. Vertreter der Kirche, des Sportvereins, der Freiwilligen Feuerwehr, der Schulen (auch Grundschule und Rudolf-Steiner-Schule), der Begegnungsstätte, des Kindertagesheims, der Behinderteneinrichtungen sowie Bergstedter Geschäftsleute treffen sich einmal im Monat unter dem Vorsitz von Dr. Pohlmann von der Gärtnerei Stüffel. Bei der gemeinsamen Vorbereitung der 750- Jahrfeier haben wir erfahren, was man alles auf die Beine stellen kann, wenn jeder sich beteiligt und einen Teil verantwortlich übernimmt.

Zwei Ereignisse sind mir besonders im Gedächtnis geblieben: Die anlässlich der 750-Jahr-Feier zusammengestellte umfangreiche Ausstellung zur Geschichte Bergstedts haben alle unsere Klassen im Gemeindehaus besucht. Der historische Markt rund um die Bergstedter Kirche, bei dem auch Eltern unserer Schule in mittelalterlicher Tracht mitwirkten, hat alle Besucher begeistert.

Seitdem arbeiten die Institutionen in Bergstedt noch harmonischer zusammen und die „Bunte Meile Bergstedt“ findet in jedem Jahr als besonderer Stadtteil-Flohmarkt statt mit Kulturprogramm, an dem auch einige unserer Schülerinnen und Schüler mitwirken.

„Geschichte der Volksschule in Bergstedt“

Das ist der Titel eines kleinen Büchleins, das der Lehrer Friedrich Sparmann, der 1955 in Pension ging, für die Nachwelt zusammengestellt hat. Dankenswerterweise wurde mir eines dieser jetzt sehr seltenen Exemplare zur Verfügung gestellt.

„Die Schule in Bergstedt hat nachweislich ein Alter von mindestens 340 bis 350 Jahren“, so heißt es dort. Seitdem kommen noch einmal 50 Jahre dazu.

„Die allgemeine Volksschule ist eine der Hauptforderungen der Reformation Luthers. Vorher galt die Bildung als ein Vorrecht der Kirche und der begüterten Kreise.“ Im 17. Jahrhundert wurden die Kinder des Dorfes zunächst vom evangelischen Geistlichen oder auch vom Küster unterrichtet. Schon immer war bei der pädagogischen Arbeit die Enge der Räumlichkeiten ein Problem. Das 1752 erbaute Schulhaus genügte schon bald nicht mehr den Anforderungen und wurde endlich 1836 erweitert zu zwei Klassenräumen. Das strohgedeckte Schulhaus neben der Kirche brannte 1905 ab und wurde 1906 am gleichen Platz als Steinhaus mit zwei Klassenräumen von 50 Quadratmetern und zwei Lehrerdienstwohnungen erbaut.

Doch schon nach wenigen Jahren stiegen die Schülerzahlen sprunghaft an und der Kampf um eine neues Gebäude begann. Im Jahre 1936 entstand endlich der Bauplan für den ersten Bauabschnitt etwas weiter vom Zentrum entfernt: an der sogenannten Teekoppel. Leider kam es dann nicht zur Ausführung, sondern es wurden nur weitere „Schulbaracken“ aufgestellt. 1949 entstand dann ein festes Haus mit 6 Klassenräumen, das wiederum nicht ausreichte: bis 1957 wurde um den Erweiterungsbau gekämpft.

Wer Interesse an der genauen Geschichte hat, kann sich eine Kopie dieser Schrift in der Schule ausleihen.

Viele Bergstedter haben noch gute Erinnerungen an ihre Schulzeit auf dem Gelände zwischen der Bergstedter Alten Landstraße und der Teekoppel. Die vielen schulpolitischen Entscheidungen vor unserer Zeit sollen hier nicht beleuchtet werden. 1995 gab es auf dem genannten Gelände nur noch die Grundschule und nach der vierten Klasse mussten Bergstedter Kinder längere Fahrwege in Kauf nehmen. Viele Eltern waren froh, als endlich wieder eine weiterführende staatliche Schule in Bergstedt eingerichtet wurde. Wieder begann der Kampf um ein passendes Gebäude.

Unser Schulneubau

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Für unsere ersten Gesamtschulklassen 1995 stellte uns die Grundschule freundlicherweise zwei Klassenräume und den alten Physikraum als Lehrerzimmer zur Verfügung. Für den nächsten Jahrgang wurde 1996 ein neuer Pavillon errichtet. Wir konnten sogar 1997 die erste Integrationsklasse aufnehmen und den notwendigen Gruppenraum einrichten. Aber es war von Anfang an klar, dass das Schulgelände keine vierzügig ausgebaute Gesamtschule beherbergen konnte.

Also wurde eine Projektgruppe eingerichtet zur Bauplanung eines neuen Schulgebäudes. Vertreter der Bauabteilung der Schulbehörde und des Bezirksamtes Wandsbek planten mit den Architekten von „medium“ und der Schulleitung, die wiederum mit dem Kollegium und dem Elternrat ständig Rücksprache hielt.

Schwierig war die Standortentscheidung, in die die Umweltverbände natürlich einbezogen wurden. Schließlich einigte man sich unter der Auflage, dass für den Bau im Landschaftsschutzgebiet eine Schutzzone für die artengeschützte Knoblauchkröte einzuhalten sei und ökologische Ausgleichsmaßnahmen vorzunehmen seien. Das ließ sich einrichten. Die Verhandlungen mit der Umweltbehörde über Niedrigenergiebauweise, Regenwassernutzung und die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Schuldach verliefen wunschgemäß.

Die Schulkonferenz gab dem Architekten Herrn Popp mit auf den Weg, was unbedingt einzuplanen sei: natürliches Licht im Gebäude durch viele Fenster, Jahrgangszonen mit Integrationsklassen und ein ökologisch gestaltetes Schulgelände.

Im Mai 1998 feierten wir frohen Mutes die Grundsteinlegung und jede Klasse durfte ein wichtiges Dokument in die kupferne Kassette legen, die dann feierlich eingemauert wurde.

Im Dezember 1998 feierten wir mit Wunderkerzen und einem Zauberkünstler das Richtfest in der noch dunklen grauen Pausenhalle.

Im Juli 1999 organisierten wir den Umzug, allerdings noch ohne Hausmeister, in den gerade fertig gewordenen Neubau. Pünktlich zum ersten Schultag im neuen Gebäude hatte der Elternrat unsere erste Broschüre, den sogenannten Schulwegweiser erstellt, der allen Besuchern ausgehändigt wurde und der seitdem jedes Jahr aktualisiert wird.

Das neue „Schulhaus“ bot reichlich Platz für unsere 14 Klassen und 43 Kolleginnen und Kollegen. Außerdem waren wir besonders froh über die moderne große Sporthalle, die auf der ehemaligen „Obstwiese“ an der Ecke „Bergstedter Alte Landstraße“ ebenfalls für uns neu errichtet worden war. Seitdem ist die Kooperation mit dem Bergstedter Sportverein für beide Seiten ein Gewinn.

Im Oktober 1999 feierten wir die Einweihung unseres neuen Gebäudes mit der gesamten Schulgemeinschaft, allen Freunden der Schule und der Schulsenatorin.

Besondere schulische Veranstaltungen der vergangenen 10 Jahre kann man der stichwortartigen Chronik entnehmen.

Birghild Böcker, Gründungsschulleiterin, September 2005